Berühmt für ihr Eisbein

In der ­OZ-Kneipenserie stellen wir Traditionskneipen der Hansestadt vor. Heute das Restaurant „Stralsunder“.

Von Thorsten Czarkowski

Kröpeliner-Tor-Vorstadt. Das Restaurant „Stralsunder“ hält an Traditionen fest. Jens Girulat (56) hat das Lokal am 1. Januar 2001 von seinem Vater übernommen und so eine Familientradition fortgesetzt. Er kommt vom Fach: In den Achtzigern hatte Girulat im „Neptun“-Hotel Restaurantfachmann gelernt, eine Ausbildung, auf die er heute noch stolz ist. Zwischen damals und heute liegen auch ein paar „Wanderjahre“. Die Familie Girulat hatte den „Stralsunder“ nach der Wende aufwendig saniert, 2001 tauschten Vater und Sohn die Rollen und Jens Girulat wurde Chef. Fotos im Gastraum erinnern auch an die Familiengeschichte.

Die „Stralsunder“-Ursprünge reichen bis in das Jahr 1896 zurück. Das Restaurant trug früher unter anderem die Namen „Hohenzollern“ und „Lorelei“, weiß der Kneiper. So eine lange Geschichte verpflichtet natürlich, der „Stralsunder“ gehört heute zur Traditionsgastronomie in Rostock. Der Wirt pflegt diesen Ruf. Das zeigt sich beim Blick auf die Speisekarte: Mecklenburger Rippenbraten, Bauernfrühstück, Sülze, natürlich auch Fischgerichte. Und der Klassiker: Denn viele Rostocker verbinden mit dem „Stralsunder“ das „Eisbein nach Art Mutter Helms“ – dieser Name nimmt Bezug auf die Vorbesitzer des Restaurants, die Familie Helms. Die Bezeichnung hat sich Jens Girulat übrigens schützen lassen.

„Wir bieten genau das, was man von einer mecklenburgischen Traditionsgaststätte erwartet“, sagt der Wirt. Das zeigt sich auch im Ambiente: In der Gaststätte geht’s gemütlich zu, die liebevoll zusammengestellte Einrichtung ist ausgestattet mit zahlreichen Erinnerungsstücken, sie illustrieren die Rostocker Geschichte und die der Region. Es gibt viel zu sehen, für die Gäste wird es hier nicht langweilig. Im Gastraum thront zudem ein großer Kachelofen, der auch in Betrieb ist. Eine große historische Rostock-Ansicht hat der Wirt von einem Künstler gestalten lassen, den Tresen schmückt die Ansicht einer historischen Rostocker Straßenbahn.

Rund 50 Plätze hat der „Stralsunder“ zu bieten, die originell und auch gemütlich eingerichteten Gasträume strahlen mecklenburgische Behaglichkeit aus. „Wir sind bodenständig“, betont Jens Girulat, das gilt nicht nur für die Speisen. WLAN im Gastraum bietet der Wirt ganz bewusst nicht an, er möchte, dass sich die Gäste hier unterhalten, „als wär’ es 1990“, sagt er. Auch Dart-Automaten oder andere Spiele sucht man hier vergebens. Nach hinten raus gibt es noch einen idyllischen Hof, ebenso originell ausgestattet wie der Innenraum. „Wir wollen hier auch ein bisschen DDR-Geschichte zeigen“, sagt Jens. Die Gäste kommen gern hierher und halten dem Restaurant auch in schwierigen Corona-Zeiten die Treue. „Zu uns kommen sehr viele Stammgäste“, sagt Jens Girulat. Er freut sich auch über die zahlreichen Stammtische, die hier regelmäßig abgehalten werden. „Manche halten uns seit über 20 Jahren die Treue.“

Die regionale Verbundenheit drückt sich auch in der Produktauswahl aus. Ausgeschenkt werden zum Beispiel Säfte aus Satow, Glashäger-Mineralwasser oder Vita-Cola. „Wir wollen das Geld im Land lassen“, sagt Jens Girulat und fügt hinzu: „Ich bin Lokalpatriot.“

Das Essen kann übrigens auch geliefert werden. „Wir bieten Catering an und liefern auch Büfetts außer Haus“, sagt Jens Girulat. Das betrifft nicht nur das legendäre Eisbein, sondern auch Suppen oder Braten für die großen und kleinen Feiern.

Die „Stralsunder“-Belegschaft ist eine verschworene Gemeinschaft. Sieben Leute sind für die Gäste da, drei in der Küche, drei im Service und eine gute Seele für die Sauberkeit in den Räumen. Der „Stralsunder“ hatte 2021 auch überregionale Aufmerksamkeit. Das Traditionsrestaurant nahm an der Kabel-eins-Show „Mein Lokal, dein Lokal“ teil, die in Rostock aufgezeichnet wurde. Die Sendung wurde im September 2021 ausgestrahlt. Die Dreharbeiten waren eine angenehme Erfahrung. „Wir sind sehr respektvoll miteinander umgegangen“, sagt Jens Girulat über diese Zeit, er lobt besonders den Moderator Mike Süsser. Die damit verbundene Popularität hat dem „Stralsunder“ wohl gutgetan.

Quellenangabe: Rostock vom 18.12.2021, Seite 14

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Dipl.-Ing. Ralf Griffel / webmaster@vsir.de / 23.12.2021