Gestützt auf eine lange maritime Tradition traf sich gleich nach der politischen Wende im Januar 1990 eine Initiativgruppe von berufserfahrenen Schiffsingenieuren mit dem Ziel der Wiedergründung des berufsständischen Vereins in Rostock. Für die Teilnahme an einer Gründungsversammlung am 19.April 1990 wurde in den Reedereien und maritimen Betrieben und Ausbildungsstätten intensiv geworben. Dank vereinsrechtlicher und finanzieller Unterstützung besonders der Ortsvereine von Hamburg und Bremerhaven konnten notwendige organisatorische und erforderliche rechtliche Vorarbeiten rasch abgeschlossen werden.
Nach dem angestrebten, offiziellen Eintrag in das Vereinregister am 28.05.1990 hatte der erste gewählte Vorstand unter seinem ersten Vorsitzenden Dr. H. Kohn noch eine weitere Vielzahl von Aufgaben zu bewältigen. Hierzu gehörten eine aktive Mitgliederwerbung, das Finden eines eigenen Vereinsprofils sowie die Gestaltung eines breiten und interessanten Angebots an vereinsinternen Veranstaltungen.
Wie in der deutschen Vereinskultur üblich und allgemein beliebt, gehörte natürlich auch ein regelmäßig stattfindender Stammtisch dazu.
Durch gute Kontakte einiger unserer Berufskollegen zum ehemaligen Betriebsrestaurant im "Haus der Hochseefischer" gelang es dank der verständnisvollen Bereitschaft der Verantwortlichen des Hauses dort noch Mitte 1990 einen von Anfang an gut besuchten Stammtisch zu etablieren.
Die Verkehrsanbindung war günstig und die Preise moderat.
Besonders die Fischgerichte waren immer sehr schmackhaft und bekömmlich.
Sehr zum Bedauern vieler Vereinsmitglieder erhielt die Stadt in Folge einer Rückübertragung das Grundstück zurück. Die vorgesehenen Umbau- und Anpassungsmaßnahmen führten unter anderem auch zur Kündigung der Gaststätte und zum Ende unserer dortigen monatlichen Zusammenkünfte. Schnell musste ein Ersatz gefunden werden.
Die Vorstandsmitglieder Gerold Schütz und Heinz-Jürgen Marnau erhielten den Auftrag durch eigene persönliche Recherchen eine geeignete Gaststätte zu finden. Diese sollte zumindest, wie bisher, den Anforderungen und Wünschen der etwa 30-40 Teilnehmer gerecht werden.
Die umgehend nun folgenden Restaurantbesuche waren nicht nur kostenintensiv sondern auch zeitaufwendig. Besonders der Wunsch bezüglich einer gut-bürgerlichen Küche, eines gemütlichen Ambientes mit günstiger Verkehrsanbindung und zudem noch ein Angebot von preislich erschwinglichen Speisen und Getränke begrenzten die Anzahl der Möglichkeiten.
Auf Empfehlung der Beauftragten und nach intensiver Beratung wurde einstimmig der Vorschlag, den Stammtisch ab Juli 1991 in die Gaststätte "Stralsunder" in der Wismarschen Strasse zu verlegen, angenommen.
Für dies Entscheidung sprach auch, weil die ersten Kontakte mit dem in maritimen Kreisen bestens bekannten Gastwirt Herr Lutz Girulat sehr freundlich und aufgeschlossen waren.
Aus gesundheitlichen Gründen übernahm sein Sohn Jens 2007 das Restaurant in eigener Verantwortung.
Er war, genau wie seine Eltern, bemüht uns trotz üblicher maschinentechnischer Lautstärke diese monatliche besondere Zusammenkunft so angenehm wie möglich zu gestalten.
Bemerkenswert sind nicht nur die regional orientierten Speisen wie das namensgeschützte "Eisbein nach Mutteer Helms" und das auf Wunsch des Vereins zum Jahresausklang speziell angerichtete Seemannsgericht "Labskaus".
Auch die musikalische Begleitung beim inzwischen üblichen Geburtstagsständchen wird von den Teilnehmern und Sponsoren der Getränks- runden mit Beifall begrüßt.
Das gute gastronomische Niveau und die kollegiale Atmosphäre gaben bisher keinerlei Anlass zu einem Wechsel.
Am 31. August 2023 erfolgte die Übergabe des Geschäftsbetriebes an den langjährigen Hauskoch der Gaststätte Herrn Ronny Sinke.
Für unseren Stammtisch erfreulich. Denn dieser ist dem VSIR bestens für seine vorzügliche Versorgung der immer zahlreichen Teilnehmer bekannt.
Er wurde deshalb symbolisch zum " Heizer ehrenhalber" ernannt und lobend mit der Übergabe einer Urkunde ausgezeichnet.
Vorstand und Teilnehmer möchten daher am heutigen, inzwischen 400. Stammtisch des VSIR sich besonders bei der Familie Girulat recht herzlich bedanken und dem Nachfolger zusichern, noch recht viele Jahre diesen guten Brauch der im "Verein der Schiffsingenieure zu Rostock" organisierten Schiffstechniker an dieser Stelle fortzusetzen.

Rostock, 12.10.2023

Schiffsingenieur Heinz-Jürgen (Atze) Marnau