In Fahrgemeinschaften fuhren wir mit eigenem PKW zum ersten Zielpunkt, der Mecklenburger Metallguss GmbH Waren (MMG). Vor 10:00 Uhr trafen wir uns am Werktor und reihten uns in die große Schlange der wartenden Besucher ein, die schon vor dem Werktor zum "Tag der Offenen Tür" standen.
Jahr für Jahr verlassen hunderte Schiffsschrauben unterschiedlichster Größe das Werk. Sie werden an Auftraggeber weltweit geliefert. Sie treiben Schiffe auf allen Meeren der Welt an, darunter die schnellsten und größten ihrer Klasse.
Die Mecklenburger Metallguss GmbH (MMG) kann auf eine Tradition von über 150 Jahren zurückblicken. 1871 wurde die "Maschinenbauanstalt" mit Eisengießerei gegründet. 1948 begann der Aufbau der Produktion für den Schwermetallformguss, gemäß einem Befehl der sowjetischen Militäradministration. Es sollten für die Reparationsaufträge in den Werften an der Ostsee Schiffspropeller gefertigt werden. Das war wichtig für den Aufbau des Industriezweiges Schiffbau in der DDR. Die Produktionsstätte wurde zur Fertigung größerer Propeller erweitert, so dass Propeller bis zu 6,5 m Durchmesser und einem Gewicht von 25 t gefertigt werden konnten.
1991 wurde die Mecklenburger Metallguss GmbH gegründet. Es wurde gleich mit der Modernisierung der Produktion begonnen, um konkurrenzfähig zu werden. 2004 erfolgte die Fertigstellung der neuen Gießereihalle, mit einer Form- und Schmelzkapazität zur Schiffspropellerfertigung bis zu 160 t Fertigmasse und 11,6 m Durchmesser. Für die Projektierung wurde 2006 ein neues Verfahren der computergestützten Fluiddynamik (CFD) zur Optimierung von hydrodynamischen Komponenten sowie Methoden der Gusssimulation zur Verbesserung der Bauteilqualität eingeführt.
Für die Fertigung wurden modernste optische Messverfahren zur Sicherung der geometrischen Qualität eingeführt. Jedes Gussstück wird mit einem optischen Messverfahren mit einer Genauigkeit von einem hundertstel Millimeter vermessen. Weiter wurde 2016 ein neues lasergesteuertes Roboterbearbeitungszentrum für Großbauteile in Betrieb genommen. Für die Verbesserung der Gussformenfertigung gibt es seit 2020 das Zentrum für additive Fertigung mit einem XXL-Drucker zur Modellherstellung mit einem automatisierten Schweißroboter für das "Rapid Prototyping".
Nach der Begrüßung und Ansprache durch den Geschäftsführer konnten wir uns frei bewegen und an den einzelnen Stationen Fragen an die Fachleute richten, die dann kompetent erklärten, wie die Produktion abläuft. Wir konnten die Fertigungsschritte bis zum fertigen Schiffspropeller, bereit zur Auslieferung, nach einander besichtigen. Es war für uns sehr interessant, solch eine moderne Fertigung zu erleben. Im großen Catering-Bereich war für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt.
Wir fuhren nach der Besichtigung nach Rechlin, zum Hafenrestaurant "Mövennest" und speisten dort gut zu Mittag. Das Lokal ist sehr zu empfehlen, mit guter Aussicht, guter Bedienung, das Essen ist sehr lecker. Wir haben uns dort wohlgefühlt.
Nicht sehr weit entfernt ist das Luftfahrttechnische Museum Rechlin. Wir wurden von einem sehr kompetenten Führer erwartet, der uns durch den Außenbereich und die inneren Ausstellungsräume führte.
Die Ausstellung ist sehr umfangreich, gut dekoriert und sehr anschaulich dargestellt. Man sieht, dass da sehr viel Mühe und Engagement der Vereinsmitglieder dahinter steckt. Mit sehr viel Fleiß und Leidenschaft wurden die Exponate zusammengetragen, restauriert, gepflegt oder repariert.
Die Geschichte der Erprobungsstelle Rechlin an der Müritz begann im Jahr 1916, wurde aber erst in der Zeit des Nationalsozialismus zur größten ihrer Art bei der Luftwaffe ausgebaut. Ende der 30-er Jahre begann das Düsenflugzeitalter in der Luftfahrt. Die Ergebnisse der Erprobungen und Entwicklungen der Rechliner Ingenieure in der Zeit von 1926 bis 1945 beeinflussen die Luftfahrttechnik bis heute.
Letztendlich war die vollständige Zerstörung der luftfahrttechnischen Versuchsanstalt kurz vor dem Kriegsende, am 10.04.1945, ein schwarzer Tag und das vernichtende Aus.
Nach dem Krieg wurde die Schiffswerft Rechlin 1948 auf dem Gelände der ehemaligen Erprobungsstelle der Luftwaffe gegründet. Landwirtschaftsgeräte, Maschinenbau-Zulieferteile, Sportboote und später Rettungsboote und Rettungsmittel für die Seeschifffahrt, sowie auch Marineboote, Torpedoschnellboote, wurden gefertigt.
Die Flugplätze Rechlin und Lärz wurden nach dem Kriegsende von der Sowjetischen Luftwaffe beschlagnahmt und genutzt. Es wurden Jagdfluzeuge und Jagdbomber stationiert. Davon kann man einige im Außenbereich betrachten, z.B. MiG 23, MiG 27 und Su 23. Außerdem sind Sowjetische Hubschrauber zu sehen wie der Mi 2, Mi 8 und der modernere Mi 24 Kampfhubschrauber. Diese waren auch auf dem Flugplatz Lärz stationiert.
Es war ein sehr interessanter Tag, mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen. Wir hatten Glück, dass sich das Wetter dabei freundlich zeigte.
Johannes Mende
Fotos: Johannes Mende