Das BSH ist der Partner für die Schifffahrt, die Umwelt und die maritime Wirtschaft und dabei auch international gefragt.
Weiterhin ist das BSH der maritime Dienstleister des Bundes für Schifffahrt, Wirtschaft und Meeresumwelt mit den Standorten in den Hansestädten Hamburg und Rostock.
Entscheidend wird die Arbeit des BSH durch die neue Nutzung der Meere geprägt. Dabei darf der Meeresumweltschutz nicht außer Acht gelassen werden.
Einer der Schwerpunkte ist die Überwachung der Meeresumwelt und die Verfolgung von Umweltverstößen. Denn das Meer ist heute mehr als nur ein Transportweg, Nahrungsquelle, Erholungsraum oder Rohstofflieferant für Öl, Gas, Sand und Kies.
Das Meer ist nach wie vor ein "Sorgenkind", deshalb sind genaue Umweltuntersuchungen unverzichtbar. Nur wer über die Naturvorgänge im Meer gut Bescheid weiß, kann das Meer auch wirklich schützen.
Aus diesem Grunde werden Nord- und Ostsee systematisch auf Belastungen mit Schad-und Nährstoffen und Radioaktivität untersucht, die das ökologische Gleichgewicht beeinträchtigen können. Im BSH-Labor erfolgt die exakte chemische Analyse der Wasserproben, die die Schiffe des BSH von den laufenden Überwachungsfahrten mitbringen.
Die Untersuchungsergebnisse des BSH fließen in internationale Qualitätsberichte ein, die von den regionalen Meeresumwelt-Organisationen regelmäßig herausgegeben werden.
Das BSH ist auch dort aktiv, wo es um die Reduzierung schädlicher Umweltauswirkungen geht, die durch den Schiffsbetrieb verursacht werden. Einen neuen Schwerpunkt bildet hier das Ballastwasser, das Schiffen zur Stabilisierung dient und bisher unkontrolliert in jedem beliebigen Seegebiet ausgetauscht werden kann, so dass fremde Organismen in Regionen eingeschleppt werden, in denen sie sich als schädlich erweisen können. Ein 2004 vereinbartes Ballastwasser-Übereinkommen, an dessen Umsetzung das BSH beteiligt ist, soll dies künftig verhindern.
Die Mitglieder des "VSIR", einige Ehepartner sowie Mitglieder der "DGSM" waren am 09.05.2007 zu einer Besichtigung des BSH-Labors in Sülldorf anwesend. Wir wurden von Herrn Dr. Dahlmann, Mitarbeiter im Sachgebiet "Radioaktivität", herzlich begrüßt. Er gab einen Überblick über die Aufgaben des Labors. In seinem etwa 2 Stunden langen Vortrag ging er auf folgende Schwerpunkte ein:
Bei der anschließenden Besichtigung des Labors wurden wir in den einzelnen Labors ausführlich und von fachlich kompetenten Mitarbeitern informiert. Herr Österreich, vom Sachgebiet Nährstoffe, erläuterte uns, dass Nährstoffe, wie Phosphor- und Stickstoffverbindungen sowie Silikat, für das Leben im Meer von grundsätzlicher Bedeutung sind. Während früher der Eintrag von Nährstoffen in das Meer ein natürlicher Vorgang war, führte die Industrialisierung zu einem deutlichen Anstieg der Nährstoffkonzentration. Hohe mit Stickstoff- und Phosphorkonzentrationen belastete Einträge diffuser Quellen aus Landwirtschaft, Industrie und Verkehr werden mit Veränderungen in der Meeresumwelt, wie starkes Algenwachstum, Auftreten von Sauerstoffdefiziten, in Verbindung gebracht.
Herr Gorany vom Sachgebiet Radioaktivität erläuterte uns, dass seit Benutzung der Kernenergie weltweit eine Reihe von künstlichen radioaktiven Stoffen in die Meeresumwelt eingetragen worden sind. Das sind z.B. Tritium, Sr-99, Tc-99 oder Cs-134 und Cs-137 sowie Plutoniumisitope und Americium-241. Aber auch der Unfall von Tschernobyl ist noch nachweisbar. Vor allem in der Ostsee. Die stärkste radioaktive Quelle für die Nordsee kommt aus dem Sediment der irischen See.
Frau Ackermann vom Sachgebiet Organische Schadstoffe erläuterte uns, dass der größte Teil, der heute bekannten chemischen Substanzen (18 Mio.) organische Verbindungen sind. Davon werden etwa 2000 Stoffe als umweltrelevant (Schadstoffe) angesehen, welche giftig (toxisch), oder in der Umwelt beständig (persistent) sind. Auch können sie sich in der Nahrungskette anreichern.
Herr Freimann vom Sachgebiet Schwermetalle erläuterte uns, dass Metalle natürliche Bestandteile der maritimen Umwelt sind. Sie gelangen durch Verwitterung sowie atmosphärischen und fluvialen Transport in die Küstengewässer und in das offene Meer. Auf natürliche Prozesse zurückzuführende Metallgehalte im Wasser, Schwebstoffe und Sedimente, werden als Hintergrundkonzentration bezeichnet. Vielfältige menschliche Aktivitäten mobilisieren zusätzlich zu den natürlichen Prozessen den Eintrag von Metallen in die Umwelt.
Dazu wurde an Hand eines Beispieles folgendes erklärt:
Wenn ein Schiff z.B. nachts ausläuft und dann auf offener See das Bilgenwasser lenzt, kann man die dabei entstehende Ölspur noch lange sehen. Das beobachtende Flugzeug nimmt dann eine Ölprobe und lässt diese vom BSH untersuchen. Dadurch steht erst einmal die Zusammensetzung der Verschmutzung fest. Da das Schiff weitergelaufen ist (man kann ja an Hand der Geschwindigkeit den ungefähren Standort bestimmen) wird entweder durch die staatlichen Organe eine Ölprobe von Bord eingeholt bzw. Interpol dazu eingeschaltet. Durch einen Vergleich der Meßergebnisse kann man aus vielen Ölproben sofort den Verursacher feststellen. Herr Dr. Dahlmann hat ein PC-Programm erstellt, mit dem das Labor in der Lage ist, innerhalb von wenigen Sekunden die genauen Bestandteile des gefundenen Öles zu definieren, die durch die Schiffe eingeleitet wurden.
Für die Teilnehmer hatte die Veranstaltung einen hohen Informations- und Weiterbildungswert. Dafür sei Herrn Dr. Dahlmann und seinen Mitarbeitern herzlich gedankt.
Es wäre wünschenswert, wenn auch Kapitäne und Nautiker diesen Vortrag hören würden, da auch sie mit verantwortlich sind, dass keine Meeresumweltverschmutzung stattfindet.
Nach der Besichtigung des BSH-Labors, brachte uns der Bus nach Övellgönne, wo Gelegenheit bestand, die dort liegenden Museumsschiffe zu besichtigen. Auch war hier die Möglichkeit, den allmählich einsetzen Hunger und Durst zu stillen.
Da das Wetter mitspielte, kann man mit Recht sagen, dies war eine gelungene Veranstaltung.
Gunter Felgner