Rostocks maritime Geschichte lebt weiter

Ein altes Sprichwort sagt: "Feste soll man feiern, wie sie fallen!". Das trifft nicht nur für persönliche oder familiäre Anlässe zu, sondern auch für solche, die eng mit der Entwicklung eines Landes, einer Stadt, einer Institution, eines Vereins oder eines einzelnen speziellen Betriebes zusammen hängen.

Unbestritten ist, dass die Hansestadt Rostock ihren wirtschaftlichen Aufschwung den rührigen Kaufleuten, Reedern und Schiffbauern zu verdanken hat. Zur Durchsetzung ihrer Interessen schlossen sich vom 13. bis zum 17. Jahrhundert anfangs deutsche Kaufleute, später ganze deutsche Städte zu einer Gemeinschaft, der Hanse, zusammen. Bereits ab 1259 war die Seestadt Rostock zusammen mit Lübeck und Stralsund ein Gründungsmitglied des sogenannten wendischen Quartiers. An diese für die städtische Entwicklung bedeutsame Zeit soll

vom 21.-24. Juni 2018 während des 38. Internationalen Hansetages in Rostock

bei den vorgesehenen Treffen zwischen Einheimischen und Gästen an viele historische Traditionen erinnert werden. Als wirtschaftlich bedeutendste Stadt des Landes Mecklenburg mit erheblichem Steueraufkommen für die mecklenburgischen Herzöge bzw. ab 1815 Großherzöge war es daher nur folgerichtig, dass hier bereits am 13. Februar 1419 die erste Universität des Landes mit der akademischen Ausbildung beginnen konnte. Sicherlich auch ein besonderes Ereignis, das dann natürlich erst im Folgejahr 2019 festlich begangen werden kann.

Anzumerken ist, dass viele Absolventen dieser Universität der Fachgebiete Ökonomie, Schiffbau und Schiffstechnik in leitenden Positionen der maritimen Wirtschaft tätig waren und heute noch sind. Belegt ist, dass Mitte des 19. Jahrhunderts rund 380 Schiffe in unterschiedlicher Größe im Besitz heimischer Reeder waren. Nur zur Erinnerung sollen an dieser Stelle die zur damaligen Zeit stadtbekannten Persönlichkeiten wie Gustav Fischer, August Cords, Otto Wiggers, Erich Larsen, Otto Zelck, Erich Ahrends und Ernst Behnke genannt sein. Diese historische und stets von dem seeseitigen Handel bestimmte 800 jährige städtische Entwicklung seit der Stadtrechtsbestätigung wird sicherlich anlässlich des

2018 stattfindenden Stadtjubiläums

gebührend gewürdigt und mit vielen Gästen aus dem In- und Ausland gefeiert werden. Wünschenswert wäre es, dass auch die umfangreichen maritimen materiellen Zeugnisse erhalten, gepflegt und noch besser, besonders den zahlreichen interessierten Touristen, präsentiert werden könnten.

Es bleibt zu hoffen, dass beim zeitgleich mit der Bundestagswahl 2017 am 24. September 2017 durchgeführten Bürgerentscheid sich die Rostocker mehrheitlich für einen attraktiveren Standort der maritimen Kulturgüter aussprechen werden. Gedacht ist dabei an das Verholen des ehemaligen Typ-IV-Schiffes "Dresden" in den Stadthafen Rostock, der Wiege städtischer Entwicklung. Damit wäre für Einheimische und Touristen eine wesentlich bessere Erreichbarkeit als beim gegenwärtigen Standort in Rostock-Schmarl gegeben. Ein Standortwechsel zusammen mit der Errichtung einer Maritimen Meile würde sich nach Meinung vieler im Maritimen Rat Rostock zusammen geschlossener Vereine mit hoher Sicherheit günstig für die Reputation der Hansestadt auswirken. Denn ein gut fußläufig zu erreichender Standort der wertvollen land- und wasserseitigen maritimen Sachzeugen lassen mehr Besucher und damit auch höhere Einnahmen des Schifffahrtsmuseums erwarten.

Nicht ohne Stolz darf auch auf die örtliche maritime Entwicklung nach Ende des schrecklichen 2. Weltkrieges zurück geblickt werden. Die Zerstörung von kriegswichtigen Rüstungsbetrieben sowie innerstädtischem Wohnraum war erheblich. Die Schäden der im Zentrum der Stadt befindlichen Neptunwerft mussten beseitigt werden. Eine neue Großwerft in Warnemünde sowie viele Betriebe der maritimen Zulieferindustrie wurden förmlich "aus dem Boden gestampft". Als Ergebnis der Teilung Deutschlands bestand anfangs vorrangig die Aufgabe darin, Reparationsleistungen für die Sowjetunion an kriegsbedingt beschädigten Schiffe auszuführen. Danach mussten ganze Schiffsserien im Neubau gefertigt und nach einer sehr akribischen Abnahmeprozedur übergeben werden. Der Abtransport der Reparationsgüter, aber auch der langsam anlaufende Außenhandelsverkehr für wichtige Ex- und Importe machten es zwingend notwendig, nach Möglichkeiten der Schaffung eines Reedereibetriebes zu suchen. Erst 7 Jahre nach Kriegsende und 3 Jahre nach Gründung der DDR hatte die Siegermacht keine Einwände gegen den Aufbau einer eigenen nationalen Handelsflotte.

Am 1. Juli 1952 wurde der VEB Deutsche Seereederei Rostock ( DSR ) gegründet. Rasant vollzog sich die Entwicklung bis zu einer der bedeutendsten Universalreedereien in Europa. Es kann eingeschätzt werden, dass die DSR im Zeitraum von 1952 bis 1989 etwa 50.000 Mitarbeite an Bord, in der Verwaltung, in den Werkstätten sowie Bildungs-, Kultur- und Sozialeinrichtungen beschäftigte. Im genannten Zeitraum waren insgesamt rund 240 Neubau- und 100 Ankaufschiffe mit der rot-blau-roten Schornsteinmarke auf allen Weltmeeren anzutreffen. Unberücksicht sind insgesamt weitere 18 betriebseigene kleinere Wasserfahrzeuge, die meist nur einige Jahre für den innerbetrieblichen Transport von Besatzungs- und deren Familienangehörigen, von Fachkräften der Werkstätten sowie von Versorgungsgütern und Instandhaltungsmaterialien in den Häfen und auf Reede (Rostock und Wismar) eingesetzt waren.

Leider wird nur sehr selten erwähnt, dass der internationale DSR-Frachttransport in hohem Maße mit dazu beigetragen hat, dass nicht unerhebliche Mittel an freikonvertierbaren Devisen für den Staatshaushalt erwirtschaftet wurden. "Können und sollen wir darauf nicht stolz sein?" darf nicht nur der Autor fragen. Bis auf speziell für den Auto- und Lebendviehtransport konzipierte Fahrzeuge konnte die DSR-Flotte jegliche Gutarten pünktlich und sicher für den eigenen Außenhandel sowie für alle ausländischen Kunden befördern. Dazu gehörten nicht nur konventionelle Stückgut- und moderne Containerschiffe, sondern auch Bulker, Tanker, Ro-Ro- und Kühlschiffe. Spezielle Fracht- und Ausbildungsschiffe verbanden den praktischen Schiffsbetrieb mit der überaus sorgfältig vorgenommenen Berufsausbildung für die Bereiche Deck, Maschine und Wirtschaft. Zudem mussten auch ganz spezielle Einheiten wie Urlauberschiffe, Eisenbahnfähren, Leimtanker, ein Schwergutschiff und ein Gastanker bemannt, versorgt, instand gehalten und wirtschaftlich in Fahrt gehalten werden. Der Stolz, beim Aufbau dieses Rostocker Schifffahrtsbetriebes aktiv mitgewirkt zu haben, ist bis heute noch zu spüren.

Auch die von vielen Mitarbeitern abverlangte hohe Einsatzbereitschaft verband nicht nur die Besatzungsangehörigen untereinander sondern auch die Mitarbeiter der landseitigen Struktureinheiten. In den einzelnen DDR-Bezirken hatten die Seeleute allgemein einen guten Ruf. Ähnlich wie bei den Bergleuten galt: Ich bin Seemann, wer ist mehr?! Dieses innerbetriebliche Zusammengehörigkeitsgefühl drückt sich auch nach über 20 Jahren der Privatisierung der DSR im Wunsch nach einem Wiedersehen von ehemaligen Arbeits- und Fachkollegen sowie Freunden und Bekannten aus. Der sehr agile Vorsitzende des "Rostocker Seeleute Vereins e.V.", Herr Elektroingenieur Hans Jürgen Mathy scheute mit seinen Mitstreitern sowie mit Unterstützung weiterer maritimer Vereine keine Mühe und Aufwendungen, um wahrscheinlich in Anbetracht natürlicher Alterserscheinungen der "Ehemaligen" letztmalig

am Samstag, den 30. September 2017 ab 14.00 Uhr

auf dem Traditionsschiff Typ "Frieden" (besser ex. "Dresden") ein Treffen zum Gründungsjubiläum der DSR und des Rostocker Seeleute-Vereins zu organisieren. Ein Plaudern mit lange nicht gesehenen Freunden, das Auffrischen von Erinnerungen sowie die leibliche feste und flüssige Stärkung sollen an diesem Tag nicht zu kurz kommen. Auch die im berufsständischen "Verein der Schiffsingenieure zu Rostock e.V." (VSIR) organisierten Technischen Schiffsoffiziere, davon sehr viele mit Bezug zum ehemaligen langjährigen Arbeitgeber DSR, möchten sich gerne aus diesem Anlass mit einbringen. An einem gesonderten Stand kann man mit ehemaligen Berufskollegen die neuesten maritimen Informationen austauschen. Angebotene Fachliteratur kann eingesehen oder ggf. kostenlos mitgenommen werden. Schwerpunkte der Vereinsarbeit werden auf Wunsch erläutert.

Es gehört zur langjährigen VSIR-Tradition, dass in jedem Quartal eines Jahres eine Informationsfahrt oder eine fachliche Weiterbildungsveranstaltung namens "Treff der Schiffsbetriebstechniker" (SBT) organisiert wird. Diese kann dann dankenswerter Weise in den Räumen des Bereiches Seefahrt der Hochschule Wismar, Außenstelle Warnemünde, Richard-Wagner-Strasse 31, Raum 3201 durchgeführt werden. Um erst nach dem Ende September stattfindenden DSR-Jubiläumstreffen wirksam zu werden, bot sich als Termin der

Donnerstag der 26. Oktober 2017, 16.00 Uhr

und als Thema

"Die Schiffstechnik in der Deutschen Seereederei Rostock"

an. Unter organisatorischer Leitung des Autors werden kompetente Fachkollegen aus eigenem beruflichem Erleben über Erfahrungen und Vorkommnisse berichten, die oft nur Insidern bekannt und daher bisher kaum publiziert worden sind. Dankenswerter Weise konnten aus den Reihen des VSIR die Ingenieure Gerhard Marx, Peter Voss, Hubert Zimmermann, Bernd Beier, Eberhard Wagner und Werner Harkner als Referenten gewonnen werden. Es sollen folgende Themenkomplexe behandelt werden:

Es ist Wunsch und Hoffnung der Organisatoren, dass recht viele Interessenten die angebotenen Veranstaltungen der Hansestadt Rostock, der Universität und der sich einbringenden Vereine nutzen werden.

Schiffsingenieur Heinz-Jürgen Marnau



Dipl.-Ing. Ralf Griffel / webmaster@vsir.de / 30.09.2017